Schönhengster Tracht der Frauen

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Frau in Schönhengster Tracht (Unterland)

Während den Schönhengster Männertrachten in der Trachtenforschung nur wenig Platz eingeräumt wurde, so hat sich wenigstens Josef Hanika in seiner Betrachtung der sudetendeutschen Frauentrachten und ihrer Entwicklung auch dem Schönhengst zugewendet [Hanika, 1937].
In den landläufigen Beschreibungen der Schönhengster Frauentrachten wird immer wieder darauf hingewiesen, dass sie schon auf einigen Grabsteinen in der Kreuzkirche in Mährisch Trübau aus dem 17. Jahrhundert zu sehen sei. Dies wiederum kann man nicht unreflektiert stehen lassen. Zum einen handelt es sich nur um einen Grabstein, an dem man Elemente der Schönhengster Tracht zu erkennen glaubt. Zum anderen weicht die von dem Grabstein angefertigte Skizze in einem wichtigen Detail vom Original in Mährisch Trübau ab: Es befindet sich keine Stickerei auf dem unteren Ende der Schürze oder des Rockes. Personen, die sich einen derartigen Grabstein leisten konnten, gehörten zur Oberschicht. Die Kleidung ist daher nicht allgemeingültig für alle Bevölkerungsschichten des Schönhengster Landes, da sich die Gesellschaft zu dieser Zeit in einer hierarchisch ständischen Ordnung befand, die sich grade in der Kleidung (den Standestrachten) am deutlichsten ausgedrückt hat. Es ist richtig, dass sich einige Elemente dieser Kleidung in den Schönhengster Trachten wiederfinden.Außerdem wäre zu berücksichtigen, wann die charakteristischen Elemente in die Schönhengster Tracht eingedrungen sind, d.h. ob es überhaupt einen Übergang von der bürgerlichen Kleidung des frühen 17. Jahrhunderts zur bäuerlichen Kleidung gegeben haben kann. Die Darstellung auf einem einzelnen Grabstein von mehreren aus der gleichen Epoche kann man sicher nicht als Nachweis für eine alpgemeingültige Kleidung sehen.
Heute reduziert sich die Schönhengster Tracht der Frauen mehr oder weniger auf die Elemente in der von Fritz Mally veröffentlichten Zeichnung: Rock mit Mieder, Bruststecker, Bluse mit Kragen, Schürze, Strümpfe und Schuhe. Der „Sachs“, das rote oder schwarze mit „Rosen“ bedruckte Kopftuch, und das wollene Mailänder Umschlagtuch werden heute zur Schönhengster Tracht nur noch sehr selten getragen.


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